Schlechte Laune? Oder warum ist die Muschel mies: Porträt einer (trinksüchtigen) Meeresfrucht.

BeSeaside_Miesmuscheln(SeasideStory #19) Welches scheint der griesgrämigste Meeresbewohner zu sein? Natürlich, die Miesmuschel. Ein Name wie sieben Tage Regenwetter. Doch jeder, der der Miesmuschel vorwirft, sie würde die Stimmung versauen, der tut ihr Unrecht. Denn Miesmuscheln leisten einen wichtigen Beitrag, um das Ökosystem Meer zu reinigen – und erfreuen sich darüber hinaus großer (kulinarischer) Beliebtheit.
Zugegeben, eine Stimmungskanone ist die Miesmuschel nicht. Allein der unaussprechliche wissenschaftliche Name der Muschel (Mytilidae) gibt sogar den Meeresforschern von heute Rätsel auf. Der griechische Begriff „Mytolis“ bezeichnete eine essbare Muschel. So weit so gut. Doch um auf Nummer sicher zu gehen, dass die Miesmuschel wirklich genießbar ist, hängte man im Namen „edulis“ an. Was nichts anderes als „essbar“ bedeutet. Also ist die Miesmuschel ein essbarer Meeresbewohner, der genießbar ist. Es ist wie im alltäglichen Leben, wenn man sich wünscht, dass sich Kinder selber einen Namen aussuchen dürften. Denn auch die Benennung „Miesmuschel“ hört sich nicht wirklich salonfähig an. Doch ist die Muschel wirklich schlecht gelaunt oder woher stammt der pessimistisch anklingende Name?

BeSeaside_WattenmeerEin Teppich als Klärwerk. Dabei sind die Miesmuscheln keineswegs schlecht gelaunt oder von einem depressiven Meeresbiologen entdeckt worden. Vielmehr verdankt sie ihren Namen der Eigenschaft, sich in Kolonien am Meeresboden festzusetzen. So entstehen ganze Muschelteppiche, die sich kilometerlang ziehen können. Dadurch ähnelt der besetzte Grund einem mit Moos überzogenen Waldstück, und die mittelhochdeutsche Bezeichnung für Moos (Mies) sorgte schließlich für eine Übertragung des Namens auf diese Meerestiere. Diese Muschelbänke sind dabei enorm wichtig für unser Meer. Die Miesmuscheln reinigen als Mitglied der Gruppe der „Filtrierer“ das Meerwasser von Schmutzpartikeln. Sie filtern pro Stunde zwischen zwei und drei Liter Wasser, dem sie Sauerstoff und Nährstoffe entnehmen. Mit Abzug der wasserlosen Ebbe-Perioden filtern die sogenannten „Klärwerke des Wattenmeeres“ so zehn bis 20 Liter Meerwasser pro Tag – alle Miesmuscheln zusammen filtern so also das komplette Wattenmeer alle paar Tage durch! Allerdings machen sich die Miesmuscheln nicht nur als muschelgewordene Umweltaktivist gut.

BeSeaside_MiesmuschelnMiesmuscheln als Hauptgang. Auch auf dem Teller erfreuen sich die Miesmuscheln reger Beliebtheit. Wurden sie früher aufgrund der Kälte beim Transport nur in Monaten, die mit einem „r“ enden (September bis Februar) aufgetischt, sind sie mittlerweile ganzjährig als Gaumenfreude erhältlich- im Laden kennt man sie auch als „Pfahlmuscheln“. Unsere Nachbarländer Dänemark und die Niederlande fischen jedes Jahr rund 100.000 Tonnen der blau-schwarzen Muscheln. In Belgien ist die Miesmuschel zudem unweigerlich Bestandteil der Nationalspeise „Moules-Frites“. Da die natürlichen Muschelbänke aufgrund massiver Überfischung kaum noch vorkommen, dienen künstlich angelegte Muschelkolonien der steten Lieferung von Nachschub.

Wissenswertes rund um die Muschel. Die Miesmuschel kann bis zu 10 Jahre alt werden und kommt in fast allen Meeren der Erde vor, in der Nord- und Ostsee gilt sie dabei sogar als die häufigste Muschel; dass die Anzahl natürlicher Muschelbänke wegen Überfischung extrem zurückgeht, ist kaum vorstellbar, wenn man sich die Fortpflanzung der Miesmuschel vor Augen führt: Zwischen fünf und zwölf Millionen Eizellen geben weibliche Muscheln ab, die von den „Muschelmännchen“ befruchtet werden. Der Haken an der Sache: 99,9 Prozent der Larven werden gefressen. Und wenn man die ausgewachsenen Muscheln zum fressen gern hat, sollte trotzdem darauf geachtet werden, dass die Muscheln vor dem Kochen geschlossen sind. Offene Miesmuscheln leben nicht mehr und können daher bereits verdorben sein.

Eigentlich hat die Miesmuschel alles, was man braucht, um heutzutage beliebt zu sein: Sie schützt die Umwelt und kann auch bei feinen Anlässen (zugegeben, als Hauptgang auf dem Teller) glänzen. Nur der Name, der steht einer ganz großen Karriere dann doch etwas im Weg.

Genießt die neue Woche!

Euer Jan & BeSeaside

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